Meine Gedanken zum Diluten Gen beim Labrador Retriever.

Diese Zeilen sind nicht wissenschaftlich hinterlegt, sondern nach endlosen Stunden des Lesens, Recherchierens und immer wieder alles in Frage stellen was ich gehört habe,… meine persönliche Meinung zu diesem Thema.

 


Es gibt verschiedene Aufhellungsgene. Sie kommen nahezu in jeder Spezies vor. Beim Mensch, beim Hund, beim Pferd, bei Kühen, bei Katzen usw. Wie sie entstehen ist der Forschung nicht genau bekannt. Fakt ist aber, dass diese Genmutationen keine Seltenheit sind.

Wie wird das Dilute Gen vererbt?

Das Dilute Gen (d) wir rezessiv vererbt, das heißt, das Beide Eltern dieses Gen tragen müssen. Würde man einen Standard-Labrador (DD) mit einem Trägerhund (Dd oder dd) kreuzen hat man keine aufgehellten Welpen.  

 

Erklärung der farbgenetischen Bezeichnung:

                      - dd     der Hund hat dilutes, also aufgehelltes Fell. Er ist silber, champagner, oder charcoal. Er kann in der Verpaarung mit einem

                                   diluten Hund (dd) nur dilute Welpen bekommen. Welpen in nicht aufgehellter Farbe sind in dieser Verpaarung nicht möglich.

                                   Mit einem Dd Hund hingegen können dilute Welpen, aber auch Welpen in der standart Farbe fallen.

                      - DD    der Hund ist nicht aufgehellt und trägt keine dilute Anlage in seiner Farbgenetik. Er kann, weder mit einem diluten Hund, noch

                                   mit einem Anlagenträger des diluten Gens, diluten Welpen bekommen. Ein Teil seiner Nachkommen würde in der Verpaarung 

                                   mit einem dd, oder Dd Hund, aber genetischer Anlagenträger für das dilute Gen (Dd) werden.

                      - Dd    der Hund selbst hat kein dilutes Fell. Er trägt aber die genetische Farbanlage um mit einem diluten Hund (dd) oder einem

                                   Dilut-Träger (Dd), dilute Welpen zu bekommen.

 

Wie kommt das Dilute-Gen in den Labrador?

Die Farbverdünnung kommt nicht nur, wie immer noch einige denken, beim Weimeraner vor, sondern ist in vielen Rassen eine anerkannte Farbe. Sie hat unterschiedliche Bezeichnungen wie blau, silver, silber, mausgrau, rehgrau, lilac, isabell, champagner, cream, usw..  Bei einigen Rassen ist die „Verdünnung“ erwünscht bei anderen hingegen ist sie unerwünscht und zählt zu den Fehlfarben.

 

Aber, selbst wenn es in dem Fall, „Dilutes Gen" beim Labrador, ursprünglich nicht „natürlich“ sondern durch Einkreuzung entstanden sei sollte, sind die heutigen aufgehellten Labradore denn noch, nicht mehr oder weniger „reinrassig“ als die „Standard Labrador Retriever“  

 

Wenn man bedenkt, dass alle Rassen aus Mischlingen entstanden sind, spielt es in meinen Augen keine wirkliche Rolle ob vor Jahren eine andere Rasse eingekreuzt wurde. Hierzu ist es sehr interessant sich etwas mit dem Thema Rückzüchtung auseiander zu setzen. Rückzüchtung wird nicht nur praktiziert um neue Farben, oder "bessere Brauchbarkeit" in vorhandere Rassen zu integrieren, sonder ist auch wichtiges Instrument, um den Genpool eineriger Rasse mit „frischem Blut“ zu verbessern. Eine gesunderhaltende Rückzüchtung ist in jedem Fall immer besser, als den Inzuchtfaktor, und damit auch die Krankheitsanfälligkeit einiger Rasse in Kauf zu nehmen.

 

Zurück zu unserem Beispiel der Rückzüchtung:

Nehmen wir mal an, das damals ein Labrador-Züchter beschlossen hat etwas in seine Linien einzukreuzen was z.B. mehr Jagdtauglichkeit in die Rasse bringt.

 

Da wären also, beim Beispiel des diluten Labradors, vor mitlerweile Jahrzehnten Mischlinge (50%50%=F1) mit Dilutem-Gen in der Erbanlage geboren worden. Diese Kreuzungen wurden im Folgenden mit zum Teil 100% Labrador Retriever verpaart, was zwar keine diluten Hunde, aber Anlagen-Träger hervorbrachte. Diese sogenannten F1B Hunde waren dann schon wieder 75% Labrador Retriever. Um die Farbanlage in der Genetik, oder die höhere "Brauchbarkeit" zu erhalten, wurden immer wieder F1, F2, F3, oder F1B, F1BB, usw. miteinader verpaart, da das dilute Gen, anders als das Merle Gen, rezessiv vererbt wird. Das bedeutet, dass man, um einen diluten Hund zu bekommen immer zwei dilute Hunde, oder wenigsten 2 Anlangenträger benötigt.

Der Blut- bzw. der Genetische Anteil des Labrador Retrievers wurde somit immer weiter erhöht und die im Ursprung eingekreuzte Fremdrasse immer weiter verdrängt.

Irgendwann war man an dem Punkt, an dem man genetisch wieder einen 100% Labrador Retriever hatte, mit dem einzigen Unterschied, dass diese Hunde auch das dilute Gen als Anlage, oder die Aufhellung auch optisch, nach außen, tragen.

 

Diese Hunde wurden dann weiterhin über viele Generationen ausnahmslos mit 100% Labrador Retriever  (dilute, dilute-Anlagenträger und Standart Labrador Retrievern) verpaart.

Das wurde, wie in den meisten Standartzuchten, mit Abstammungsnachweis, Ahnenpass, Zuchttauglichkeitsnachweisen, Gesundheitszeugnissen usw. durchgeführt. So dass der "Werdegang" des diluten-Gens mittlerweile über Jahrzehnte zurück zu verfolgen ist.

 

Um das alles noch besser verstehen zu können, findest du  hier eine detaillierte Erklärung der Generationsbegriffe.

 

Dieses Vorgehen ist keine Seltenheit und wenn man sich etwas mit dem Thema Rückzüchtung auseinander setzt findet man dazu sehr viele spannende Artikel im Internet. Bei dieser Art der Zucht geht es darum eine Verbesserung zu erlangen, ohne dass der Genpool der Ausgangsrasse verloren geht.

 

Zusammen gefasst: „Selbst wenn irgendwann etwas eingekreuzt worden wäre, ist ein diluter Labrador nach all den Generationen der Rückzüchtung wieder ein „genetisch reiner“ Labrador, der nach den gleichen Kriterien (Gesundheit, Wesen, Optik, Arbeitstauglichkeit, usw.) selektiert wurde und wird. Er steht somit den Labradoren in den „Standartfarben“ um nichts nach.

 

Hier wird es gleich allerdings spannend und es lohnt sich etwas weiter unten, den Abschnitt über die Zuchtselektion und Zucht-Linien zu lesen.

 

Zuchtselektion und Zucht-Linien

Warum sind/waren viele silberne Labradore so schmal und charakterlich so "auffällig"?

Die Diluten Labradore wurden bis 2005 fast nur in Amerika gezogen. Der Ursprungs-Kennel , also die erste offiziell bekannte Zuchtstätte unserer silber Labbis, ist eine Hochleistungszucht für Jagdgebrauchshunde. 

Dort wurden die Hunde (auch die Standartfarbenen Labradore) seit Jahrzehten ausnahmslos auf hochleistungs-Jagdtauglichkeit selektiert.  Sie mussten schnell, stark, furchtlos, über die Maße arbeitswillig und hoch energetisch sein. Diese starken, agilen und hocheffizienten "Jagdraketen" glichen „Supersportlern“, was den schlanken Typ und den für uns eher "untypischen" Charakter, der ersten silber Labradore hier in Deutschland erklärt.  

 

Die ersten aus Amerika importierten-silber Labradore entsprangen also einer völlig anderen Zuchtselektion mit einem komplett differenziertem Wesen, als dem uns hier hauptsächlich vertrautem, typischen Bild des "gemütlichen" Familien-Labbis.

 

Ich glaube die Tatsache, dass alle silbernen Labradore aus eben dieser Ur-Linie stammen hat für sehr viel negativen Wirbel, sehr viele unglückliche, mißverstandene Hunde, und ebensoviele völlig überforderten Hundehalter gesorgt.

 

Ich bin mir sicher, dass die silbernen Labradadore niemals so stark in "Verruf" geraten wären, wären Sie ursprünglich aus reinen Familien- oder sogar Therapie-Linien entstanden. Um aber, über Jahrzehnte sorgfältig selektierte Arbeitsbereitschaft, Energie, und nicht zuletzt auch eine gewisse "Eigenständigkeit" wieder "weg zu züchtet", bedurfte es einiger Generationen, sehr gut selektierter Zucht. 

 

Leider haben viele Züchter, das Thema *Charakter* zugunsten der Farbanlage, aber völlig mißachtet und somit reichlich Hunde in die Welt entlassen, die von ihrer genetischen Veranlagung nicht dafür gemacht waren, "nur" Familienhund zu sein.

 

Über die vielen Jahre, in denen die silber Labbis nun hier bei uns in Deutschland gezüchtet werden, ist die sehr hohe Aktivität der Super-Jäger in den meisten Linien komplett verdrängt. Viele von den diluten Hunden besitzen heute nicht mal mehr einen angeborenen Jagdtrieb.

 

Welche Eigenschaften genau in den Linien des Hundes stecken für den Sie sich interessieren, sollten Sie immer mit Ihrem Züchter direkt besprechen und sich dahin gehend ausführlich beraten lassen!

- HIERBEI SPIELT DIE FARBE ÜBRINGENS KEINE ROLLE -

 

Klären Sie im Vorfeld ab, ob die Eltern, bzw. die Anlangen die voraussichtlich aus der Verpaarung dieser Linien hervorgehen werden, zu Ihnen und Ihren Vorstellungen passen.

 

 

Die Optik - das Erscheinungsbild des diluten Labradors

Bis heute gibt es, was die Optik angeht nach wie vor schlanke, kleine, große, oder bullige Vertreter unter den Labradoren. Wobei es dabei keine Rolle spielt ob Sie  gelb, schwarze, braun, weiß, foxred, silber, charcoal, oder bunt gesprenkelt sind.

 

Die Optik ist auch nicht entscheidend für das Wesen. Denn das hängt maßgeblich mit den Linien und der vorangeganenen, charakterlichen Zuchtselektion zusammen.

 

Inzwischen gibt es ebensoviele im „Showtyp stehende“ dilute Labrador Retriever, wie es welche in den Standartfarben gibt.

Welchen Typ man bevorzugt ist letztendlich eine reine Geschmacksfrage.

 

Fazit: Für mich ist es einerlei, ob das Dilute durch natürlich Genmutation oder eventuelle Kreuzung, mit welcher Rasse auch immer, entstanden ist. Es spielt nach so vielen Generationen der „Rückzüchtung“ keine Rolle mehr. 

 

Und nur um es kurz noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, der Labrador Retriever galt im Ursprung nur in der Farbe schwarz als „Reinrassig“. 1903 wurde die Rasse erstmals vom Englischen Kennel Club (schwarz und gelb) anerkannt.

Bis braun nicht mehr als Fehlfarbe galt mussten 61 Jahre vergehen, bis  1964 „Cookridge Tango“ als erster brauner Labrador Retriever gekört und somit von der „Welt“ akzeptiert wurde.

 

Wer streiten möchte, kann natürlich weiter streiten und immer weitere Argumente dafür oder dagegen finden.

Bilden Sie sich selber Ihre Meinung, aber vergessen Sie nicht, dass es bei dieser leidigen Diskussion nicht um Recht oder Unrecht geht, sondern um unsere Hunde….

Unseriöse Vermehrer und "möchtegern" Züchter

Jeder Weg fängt einmal an und es war, besonders damals sehr aufwendig, verantwortungsbewusst dilute Labradore zu züchten.

 

Als die ersten diluten Labradore importier wurden, war es noch sehr schwer blutsfremde Hunde zu finden, da die diluten Labradore alle der selben amerikanischen Linie entstammen.

Wollte man aber dilute Welpen, brauchte man zwei dilute Hunde, oder zwei Dilut-Träger, da das Dilute Gen ja rezessiv vererbt wird (siehe oben).

 

 

So wurde, von vielen, relativ unbedacht, über viele Generationen hinweg , Linienzucht mit sehr wenig frischem "Gen-Material" betrieben. 

 

Der Inzuchtkoeffizient ist also gestiegen und gestiegen. Natürlich gibt es auch heute noch das Werkzeug der Linienzucht, was unter bestimmten Voraussetzungen und bewußt bedachter Selektion, auch durchaus, in Ausnahmefällen Sinn machen kann. Es ist aber gewiss keine, über viele Generationen hinweg, gesunde Zuchtpraktik.

 

Mit diesem Hintergrund und gesundheitlich und charakterlichen Auffälligkeiten der diluten Labradore, die eine "dauerhafte" Linienzucht nun mal mit sich bringt, trennte sich dann, meiner Meinung nach, unter den Züchtern die "Spreu vom Weizen".

 

Den einen war es schlicht "egal". Hauptsache die Hunde waren dilut und ließen sich gut verkaufen. Andere hingegen haben die diluten Hunde als "krank und kaputt" abgetan und sind zur standart Farbe zurück gekehrt.

Und wiederum andere haben in Ihren Zuchten von Anfang an, nicht die Farbe, sondern den Charakter und die Gesundheit der Tiere in den Vordergrund gestellt, und somit ein ordentliches Fundament mit für uns rassetypischem Charakter und  gesundem "Fremdblut" in die "Silber-Linie" gezüchtet.

 

So sind im Laufe der Jahre viele dilut-Anlagen-Träger Hunde entstanden. Diese Hunde haben Fell in der Standartfarbe, können aber mit einem diluten Hund, oder einem zweiten Dilut-Träger auch dilute Welpen bekommen.

Mit der erweiterung des Genpools war es nun möglich verschiede Lienen in der Dilut-Zucht zu instalieren und den Inzuchtkoeffizienten und die damit verbundenen "Risiken" zu senken.

 

Ob ein diluter Hund wirklich krankheitsanfälliger ist, als ein Labrador in einer Standartfarbe kann ich nicht sagen. Ich denke ehrlich gesagt nicht. Was ich aber tatsächl real sehe und mit Sorge verfolge ist eine generell sehr unschöne Tendenz was Unverträglichkeiten, Allergien und Krebs angeht. Das beziehe ich nicht auf dilute Hunde, oder den Labrador, sondern generell auf alle Lebewesen. Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass dieser negative Trend auch andere Rassen, Tierarten und auch uns Menschen leider mehr und mehr betrifft.

 

Trotz des inzwischen großen Genpools, werden heut nur noch bei wenigen Züchtern zwei dilute Hunde miteinander verpaart. Vielmehr wird auf "Trägerverpaarungen" gesetzt. Das hat den Vorteil mehr "frisches" Blut, und somit einen noch breiteren Genpool, was dauerhaft sehr wichtig für die Gesundheit der Linien und somit für die Rasse ist, zu erlangen.

 

Rassereinheit der diluten Labradore

Was die Rassereinheit der ersten aus Amerika importierten Labradore angeht, so haben wir schon damals keinen Zweifel an dem natürlichem Ursprung des diluten Gens, innerhalb der Rasse, oder einer "sauber durchgeführten" Rückzüchtung gehegt. Wir haben 2012 über LaboKlin einen DNA-Test zur Rassebestimmtung für Lou , unsere erste silberne Hündin, in Auftrag gegeben. Sie wurde, wie zu erwarten als zu 100% genetisch reiner Labrador bestätigt. Das Ergebnis können Sie hier einsehen.

 

Oftmals sind es wirklich die Linien die den Charakter maßgeblich formen und nicht eine vor zig Generationen irgendwann mal, möglicherweise eingekreuzte "Fremdrasse". Achtet darum genau auf die Eltern der Welpen für die ihr euch interessiert.

© by Jelena Klinkmann